
"Here it is, 2007, and there are still so many problems and social
injustices in the world. Well I tell you we need a change now more than
ever...", schreibt Mavis Staples in den Liner-Notes quasi die
Liedzusammenstellung des Albums "We'll never turn back" erklärend.
Mavis Staples ist
sicherlich eine der am meist unterschätzten Sängerinnen, was ich immer
schon
sehr schade fand – alleine ihre Interpretationen von einigen Bob
Dylan-Liedern
(allen voran ihre geniale Performane von "Gotta Serve Somebody")
bewiesen ihr
Potenzial. So viel Soul, so viel Gefühl in einer Stimme hört man nicht
alle
Tage. Aber vielleicht klappt es ja diesmal ein größeres Publikum zu
erreichen. Um
so mehr ist dies zu hoffen, da sie mit dem Album "We’ll Never Turn
Back" eine
musikalische Liaison mit dem Dream-Team Ry Cooder, Jim Keltner, Mike
Elizondo,
Joachim Cooder und Ladysmith Black Mambazo eingeht. Zwölf Lieder gibt
es da zu
hören, von "Down in Mississippi" bis hin zu den Traditionals "We Shall
Not Be
Moved", einem der wichtigsten Lieder der amerikanischen
Bürgerrechtsbewegung,
und "Jesus Is On The Main Line". Dazwischen kommen noch einige weitere
erhellende Traditionals zu Gehör aber auch hausgemachtes von Mavis
Staples, Ry
& (Sohn) Joachim Cooder, allesamt eine Hommage zur Staples Familie,
die ja
unter der Leitung von Pops Staples unter dem Namen Staples Singers eine
wesentliche Rolle im musikalischen
Umfeld der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, basierend auf die
berühmte Rede
von Martin Luther King, einnahm.
Anti-produced by Ry Cooder Als herausragend unter all diesen musikalischen Juwelen erweisen sich "In the Mississippi River" von Marshall Jones, einem knochentrockenen Blues, der langsam, wenn auch stark elektrifiziert, vor sich hin schlurft, und Mavis Staples dabei (sich duellierend mit Charles Neblett) so ordentlich die Blues-Mama raus lässt, sowie das fulminante Traditional "99 And ½", ein Blues-Gospel, der rhythmisch wie vokaltechnisch keine Wünsche offen lässt. Wirklich keine! Staples Stimme ist eine Mischung aus Sanftmut und Rauheit, und das Beste am Album ist, dass nix geglättet wurde, dadurch erreicht "We’ll Never Turn Back" eine spezielle Qualität eines gelungenen Albums, angesiedelt zwischen Bürgerrechtsengagement, Blues und Gospel. Und so ist es auch zu erklären, dass auf der Homepage von Mavis Staples (mit dem Label-Namen spielend) vermerkt ist, dass das Album "Anti-produced by Ry Cooder" ist. Genial (und diesen Begriff muss man hier einfach anwenden) auch die Staples/Cooder-Nummer "My Own Eyes"; ein rollender Riff und ein Text, der perfekt auf ihr Leben als Staples Singers Bezug nimmt. Apropos Ry Cooder: Seine Rolle auf diesem Album darf man natürlich nicht unterschätzen, hört nur mal in "Turn Me Around" rein, um zu wissen, was ich meine – und natürlich in "Jesus Is On The Main Line", seiner bereits dritten Version auf offiziellen Tonträgern von und mit Ry Cooder, gleichzeitig seiner dritten gänzlich variierenden. Ein Album mit deutlichem Langzeiteffekt. Möge sich ein großer Verkaufserfolg einstellen. Amen. (Manfred Horak)
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