Der brisante Dokumentarfilm „Über Wasser“ von Regisseur Udo Maurer zeigt anhand dreier regionaler Begebenheiten in ebenso vielen Ländern – namentlich das Mündungsgebiet des Brahmaputra (Bangladesch), die ehemalige Fischerei- und Hafenstadt Aralsk am Aralsee (Kasachstan) und Kibera, dem größten Slum im afrikanischen Nairobi (Kenia) – die Problematik der Trinkwasserversorgung bzw. generell vom alltäglichen Kampf ums Überleben.
1,2 Milliarden Menschen haben weniger als 20 Liter sauberes Wasser pro Tag
Die ausreichende Bereitstellung von Trinkwasser hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der am meisten drängenden globalen Menschheitsprobleme entwickelt. Die Gründe dafür sind mannigfaltig: Jeder zweite Mensch in den Entwicklungsländern leidet an einer Krankheit, die unmittelbar durch unsauberes Trinkwasser hervorgerufen wurde. Etwa fünf Millionen Menschen sterben jährlich an Krankheiten, die durch Verunreinigungen des Wassers bzw. durch Keime im Wasser, das sie trinken, verursacht sind. Zu den Im Vergleich dazu die Situation in Österreich (Quelle: Lebensministerium): In Österreich werden vom jährlich zur Verfügung stehenden Wasserdargebot von 84,3 Milliarden Kubikmetern nur 2,6 Milliarden Kubikmeter (rund 3%) für den jährlichen Wasserbedarf benötigt. Der durchschnittliche Wasserverbrauch (ohne Einbeziehung von Gewerbe, Industrie oder Großverbrauchern) liegt demnach bei ca. 135 Litern pro Tag und Person. Ein durchschnittlicher österreichischer 4 Personen - Haushalt benötigt also in etwa 200 Kubikmeter pro Jahr. Soweit die Fakten, nun zum Film, der sich darauf beschränkt Bilder und Originaltöne zu bringen, was also fehlt sind Off-Texte. Regisseur Udo Maurer begründet dies folgendermaßen: „Das war ganz bewusst und wichtig. Ich sehe den Film nicht als abgeschlossene Arbeit, sondern als Kick-Off. Und ich hoffe, dass sich jetzt Tatsächlich reicht das zur Verfügung gestellte Filmmaterial von „Über Wasser“, um zumindest ansatzweise erahnen zu können, in welchem Dilemma die Menschheit jetzt bereits steckt, und – wenn wir uns nicht alle an der Nase nehmen – in Zukunft es ziemlich böse aussehen wird. Schwer zu sagen, welcher der drei Beiträge den Zuseher am meisten betroffen macht – emotional geht es nämlich dreimal in eine andere Richtung – vermutlich ist aber der dritte Beitrag, jener über die Wasserzustände in Kibera (dem größten Slum Afrikas mit einer Bevölkerungsdichte von 20.000 Einwohner pro Quadratkilometer) jener, der am meisten sorgenvoll betrachtet werden muss. Schließlich geht es darin um die grundlegende Frage, ob sauberes Trinkwasser Menschenrecht oder Wirtschaftsgut ist. Man will sich das Szenario gar nicht so richtig vorstellen, was passiert, wenn weltweit der letzte Tropfen Menschenrecht verbraucht ist. In dichten Bildern werden wir Zeuge eines großen Themas, das hierzulande jedoch ob unseres Überflusses viel zu wenig beachtet wird. Ein Film, der keine Fragen aufwirft, und genauso wenige Antworten gibt, der aber beim Zuseher einen Denkprozess auslöst. „Über Wasser“ ist klarerweise kein schöner Film, aber ein Film, der gesehen werden muss, und man kann sich nur wünschen, dass ihn auch möglichst viele sehen werden. (Manfred Horak; Alle Fotos: POOOL Film Verleih / Lotus Film) FILMINFOS
Österreich / Luxemburg 2007
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